KRITIK: Liebelei, Unfug & Magie im nächtlichen Wald

KRITIK: Liebelei, Unfug & Magie im nächtlichen Wald

 OPENAIR-THEATER: „Ein Sommernachtstraum“ - Shakespeares Komödie um Liebe, Geister, Traum und Theater hatte am 7. Juli Premiere als Sommer Openair des Theater Harrys Depot in der Spechtpassage.

 

"Ein Sommernachtstraum" ist eines der bekanntesten Stücke von William Shakespeare. Spielort ist vorwiegend eine magische Waldlandschaft. Dort werden zwei Athener Liebespaare, von einem Droll in der Mittsommernacht verzaubert, sodass plötzlich jeder einen anderen liebt und begehrt. In einer Parallelwelt der Elfen geht es ebenfalls um Liebe und Erotik. Elfenkönig Oberon und Königin Titania streiten sich um ein begehrenswertes „Ding“ und amüsieren sich nebenbei auf Kosten der Sterblichen, die sich nachts im Wald verirrt haben. Zum Höhepunkt kommen die verwobenen Geschichten des Stücks an der Hochzeit des Herzogs von Athen (Theseus) mit Hippolyta, der Königin der Amazonen, als eine dilettantische Handwerkertruppe zu Ehren des Königspaars ein in der Nacht zuvor einstudiertes Theaterstück aufführen.

 

Die Komödie, obwohl 1598 uraufgeführt, kommt weder alt noch verstaubt rüber, denn Regisseurin Barbara Zimmermann hat die Komik, den Zauber und die Sprache des zeitlosen Stücks kreativ eingefangen, zeitgemäß übersetzt und so den Zuschauern einen vergnüglichen und anregenden Abend bereitet. Sie hat die zeitlosen Themen der Komödie virtuos in die Gegenwart übertragen und moderne Elemente hinzugefügt, ohne den ursprünglichen Sinn zu verletzen.

 

Vergnüglicher und anregender Theaterabend

Die Regie ist die eine – die schauspielerische Leistung die andere Sache und die war ebenfalls großartig. Alle neun Darstellerinnen und Darsteller zeigen eine den Zuschauer mitnehmende Spielfreude und überzeugen durch ihre Interpretation der unterschiedlichen Charaktere. Ausgenommen von Hermia, Helena und Droll sind alle Darstellerinnen und Darsteller in Doppelrollen zu sehen, was sie grandios meistern.

Mia Sanner als Titania, Dominik Berberich als Oberon. Foto: Tim HàNeu im Ensemble ist Mia Sanner, die lustvoll-sinnlich, die Rolle der Titania, der Königin der Feen, verkörpert. Auch in ihrer zweiten Rolle als Hippolytia verleiht sie der Figur ein Mischung aus Anmut und Stärke an der Seite von Theseus (Dominik Berberich / herrisch und charismatisch). In autoritärem Ton erinnert er die unsterblich in Lysander (Jakob Stöckeler / gutmütig, ergeben) verliebte Hermia (Maya Kenda), an ihre Pflichten als Tochter, die ihrer Zwangsverheiratung mit Demetrius zuzustimmen habe. Mit ihrem blonden Haarkranz wirkt sie brav und unschuldig, jedoch versteht sie es der Rolle der unterdrückten und ungehorsamen Tochter Ausdruck und Charme zu verleihen. Helena, verkörpert von Juliane Flurer, unglücklich verliebt in Demetrius (Simon Matt, ganz cool – Typ Latin Lover) gibt sich äußerst temperamentvoll, schmachtend und unterwürfig, aber auch voll wilder Lust und immer mit „einem Bein“ im hier und jetzt.

Traum 53731vlnr: Kevin F. Cabral Rocha als Motte, Melchior E. Meyer als Droll, Sebastian Götz als Spinnweb. Foto: Tim HàBesonders hervorzuheben ist auch Melchior E. Meyer als Droll, der im Auftrag von Oberon mit einem Zaubermittel für die Liebesverwirrungen zwischen den Paaren sorgt und später die Verwirrungen im nächtlichen Wald mit einem Gegenmittel wieder auflöst. Meyer als Droll ist eine Idealbesetzung. Er ist seinem König Oberon immer „flitz“ zu Diensten - „Ich eil, ich eil, sieh wie ich eil“, erfüllt aber seine Aufgaben mit manchen Fehlern und fixen Ausreden. Im Hofnarren-Outfit spielt er seine Rolle als listiger, schalkhafter Kobold überzeugend und nimmt das Publikum in die Traumwelt mit.

Spiel im Spiel

Auch die komödiantischen Einlagen der dilettantischen Handwerkertruppe sorgte für zahlreiche Lacher im Publikum. Besonders hervorzuheben ist hier die schauspielerische Brillanz von Sebastian Götz, der die Rolle des Weber Zettel, ausdrucksstark und äußerst witzig verkörpert. Die Schauspieler schaffen es kollektiv, die humorvollen Elemente des Stückes auf den Punkt zu bringen und das Publikum mitzureißen.

Traum 78281vlnr: Simon Matt als Schnauz, Kevin F. Cabral Rocha als Flaut, Sebastian Götz als Zettel, Jakob Stöckeler als Squenz. Foto: Barbara Zimmermann


 

Die Bühnengestaltung ist geschickt den räumlichen und technischen Voraussetzungen angepasst und entsprechend reduziert. Durch Licht/Ton- und Nebeleffekte ist diese minimalistische Gestaltung so verändert, dass eine märchenhafte Atmosphäre entsteht, die das Publikum in die magisch-mystische Welt des Sommernachtstraums hineinzieht. Dazu beigetragen haben auch die gelungenen Kostüme von Katja Weeke und der Soundtrack von Ephraim Wegner.

 

Die Inszenierung von "Ein Sommernachtstraum" auf der kleinen Open Air - Bühne von Harrys Depot war ein voller Erfolg. Das Publikum wurde auf eine zweistündige Traumreise mitgenommen, die so manche Anregung zur Diskussion bot, aber auch viel Spass vermittelte. Das Publikum belohnte die zweistündige Aufführung, die wie im Fluge verging mit begeistertem Applaus. Hingehen und einen traumhaften Theaterabend genießen!

Günter Lorenz

 

INFO/TICKETS: Weitere Aufführungen: Do 07.09./ Fr 08.09./ So 10.09. und Do 14.09./ Fr 15.09. und So 17.09. , Schloss Ebnet, Schwarzwaldstraße 278, Freiburg i. Br. – jeweils um 19 Uhr.Karten: Jos Fritz Bücher, oder T. 01577-9709269 und Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

 


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