KRITIK: Ein Spiel um Liebe, Lust & Leidenschaft

KRITIK: Ein Spiel um Liebe, Lust & Leidenschaft

OPENAIR: „Bérénice de Moliére“ von Igor Bauersima und Réjane Desvignes - eine Komödie um Liebe, Leidenschaft und literarische Rivalitäten, ist jetzt wieder  vom 25.09.-6.10.24 im Schlosspark Ebnet zu sehen.

 

Wir sind in Frankreich am Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV, im Barock. Im November 1670 werden im Abstand von wenigen Tagen zwei neue Dramen zum Thema der Liebesgeschichte von Berenize und Titus uraufgeführt. Das früher aufgeführte Stück stammte von Jean Racine und hieß „Bérénice“, das andere war von Pierre Corneille und nannte sich „Tite et Bérénice“. Wie kam es zu dieser „Gleichzeitigkeit“ - ein Zufall oder ein geplantes Manöver? Es gibt Mutmaßungen, genaues weiß man nicht. Eine humorvolle und fiktive Antwort hierzu liefern Igor Bauersima und Réjane Desvignes in ihrer frechen Komödie „Bérénice de Molière“. Basierend auf historischen Fakten spinnen Bauersima und Desvignes eine raffinierte Intrige in der der arrivierte Corneille in einem literarischen Wettkampf gegen den jungen, aufstrebenden Dichter Racine antritt.

Nun hat die Freiburger Regisseurin Barbara Zimmermann mit ihrem Schauspielensemble das Stück in der lauschigen Spechtpassage inszeniert. Das Bühnenbild, wie gewohnt gekonnt minimalistisch, - ein Busch, eine Bank, ein Bild. Die Schauspieler eingekleidet in stilvoll gefertigte Kostüme von Katja Weeke, entführen das Publikum in die Zeit des Sonnenkönigs. Mehr Requisiten gibt es nicht. So ist die Aufmerksamkeit des Publikums vor allem auf die Leistungen der Schauspieler ausgerichtet, die mit großer Spielfreude ihr Bestes geben.

 

Da ist die divenhafte Marquise Duchamps (selbstbewußt, temperamentvoll und zielstrebig ihre Reizeeinsetzend und überzeugend gespielt von Juliane Flurer). Sie hat genug von Komödien und von Molière und hat die Schauspieltruppe Molières verlassen, um sich der Racines anzuschließen und auch das Bett mit ihm zu teilen.
Daraufhin schmiedet der nun eifersüchtige und listige Molière einen intrigantischen Plan. (Jakob Stöckeler füllt mit großer Bühnenpräsenz diesen Charakter mit Leben). Er überredet die Princesse Henriette d’Angleterre, einen Dichterwettstreit zwischen dem jungen aufstrebenden Racine (glaubhaft verkörpert von Sebastian Götz) und dem älteren, renommierten, aber frustrierten Corneille zu inszenieren. Beide sollen ohne es voneinander zu wissen, ein Stück über den römischen Kaiser Titus und dessen Verhältnis zur jüdischen Königin Berenice schreiben. Die junge Princesse d’Angleterre, (liebreizend und charmant-schelmisch gespielt von Mia Sanner) erlebnishungrig und immer auf der Suche nach Abwechslung, ist begeistert von der Idee und überzeugt Racine zum Schreiben des Stücks. Derweil setzt Molière darauf, dass Corneilles dramatische Version der des jungen Racine weit überlegen sein wird, Racine mit seinem Stück durchfällt, gedemütigt wird und die Marquise zum „großen“ Molière reumütig zurückkehrt.

 

Berenice 00

 

Mit viel Überredungskunst kann Molière den etwas griesgrämigen, weltabgewandten und arbeitsmüden Corneille (wunderbar kauzig-abgeklärt, seltsam von Melchior E. Meyer auf die Bühne gebracht) zum Schreiben eines solchen Stückes als Krönung seiner Dichterkarriere bewegen. Allerdings möchte dieser eine Komödie statt einer Tragödie schreiben. Für Racine steht das Tragische im Vordergrund und er schreibt eine Tragödie, in der die Marquise Duchamps die Hauptrolle spielen soll. Als sich die beiden Dichterfürsten zufällig treffen, täuscht Molière einen Schwächeanfalls vor und kann so verhindern, dass Racine und Corneille sich gegenseitig von ihren Stücken erzählen. Erst kurz vor der Aufführung der Stücke, erfahren beide Dichter von dem jeweiligen Stück des anderen.

Zu guter Letzt werden beide Stücke aufgeführt. Molières Schauspieltruppe führt das Stück von Corneille auf. (Man hört großen Beifall) Die Aufführung wird trotz der Sabotage Racines ein Erfolg, aber Corneille fühlt sich gedemütigt und der Lächerlichkeit preisgegeben. Die Aufführung von Racines Drama wird durch die schauspielerische Leistung der Marquise Duchamps ein Erfolg, mit bleibender Wirkung. Racine ist nun ein gefeierter Dichter, der triumphieren kann: Ich bin „der große Racine“...„der die Tragödie wieder erfunden, der sie zu ihrem Gipfel geführt hat.“

 

Henriette hat sich inzwischen in Racine verliebt. Die Marquise ist darüber wenig erfreut und fühlt sich von Racine vernachlässigt und kehrt zu Molière zurück. Die Princesse d’Angleterre verzichtet aus Gründen der Staatsräson auf ihre Liebe zu Racine, - jener schwört der Liebe ab („Alles ist Betrug“), weil er glaubt, er müsse selbst ein tragisches Leben führen, um weiter Tragödien schreiben zu können...


Wieder ist es Barbara Zimmermann und ihrem Team gelungen ein sommerlich heiteres und kurzweiliges Stück zu inszenieren, das vom Premierenpublikum begeistert beklatscht wurde. Hingehen und genießen.

Günter Lorenz

Noch zu sehen: Mi 24.07./ Do 25.07. u. So 28.07., Spechtspassage Freiburg. Karten: T. 01577-9709269 u. jos fritz bücher.


Termine im Schlosspark Ebnet unter dem Vordach der Zehntscheune: Ebnet-Premiere: Mi 25.09., 19:.30 Uhr. Weitere Termine (jeweils 19:30 Uhr): Do 26.09. | So 29.09. sowie Do 03.10., Fr 04.10., Sa 05.10., So 06.10. Die Abendkasse ab 18.45 Uhr.


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